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Andalusier

Andalusier Rasseportrait

Der Begriff „Andalusier“ ist keine Rassebezeichnung, sondern lediglich ein Herkunftsmerkmal. Streng genommen kann sich jedes Pferd, das in Andalusien geboren wurde, „Andalusier“ nennen. In Deutschland hat sich der Begriff etabliert und meint eigentlich die Rasse, die offiziell Pura Raza Espagnola oder kurz PRE genannt wird.

„Ich habe ein wunderbares Pferd,
es hat die Leichtigkeit des Windes und des Feuers Hitze,
aber wenn sein Reiter es besteigt,
ist seine Sanftmut nichts als die Ruhe vor dem Ausbruch des Sturmes.“
William Shakespeare

Woher kommen Andalusier? Geschichte der Pura Raza Espagnola

Andalusier schauen auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück, deren Anfänge teilweise im Dunkeln liegen. Heute ist das Stutbuch geschlossen, es wird eine Reinzucht betrieben. Verantwortlich ist die ANCCE, eine spanische Züchtervereinigung, die dem spanischen Landwirtschaftsministerium unterliegt. In Deutschland führt das Zuchtbuch im Sinne der ANCCE und nach Vorgaben der EU der Züchterverein AACCPRE.

Der Einfluss von Berbern und Arabern auf die Rasse wird überschätzt

Es gibt unterschiedliche Theorien über die Entstehung des heutigen Typus. Doch es ist überliefert, das spanische Pferde bereits im Altertum für ihre Schönheit und ihren Gehorsam berühmt waren und bereits um 300 bis 400 nach Christus ähnlich aussahen wie heute. Laut Peter Engel, Gründer des AACCPRE, wird der Einfluss der Mauren auf das spanische Pferd oft überbewertet. Seiner Meinung nach schätzten die Mauren die spanischen Pferde höher ein als ihre eigenen und brachten einige Spanier nach Nordafrika. Von dort kamen dann auch irgendwann wieder welche zurück. Doch insgesamt schätzt Engel den Einfluss der spanischen Pferde auf die Berberrasse höher ein als umgekehrt. Die Einkreuzung von Wüstenarabern, wie sie immer wieder behauptet wird, hält er für unwahrscheinlich, weil die Mauren Berber und keine Beduinen waren. betterwesternwear

Die spanische Pferdezucht in Mittelalter und Barock

Im Mittelalter blühte die spanische Pferdezucht: Zunächst brauchte man Pferde mit höchster Versammlungsbereitschaft für den Krieg, um Schwertkämpfe hoch zu Ross ausführen zu können. Es gab noch keinen einheitlichen Rassestandard. Viele adelige Familien züchteten, und ihr Name wurde zum Markenzeichen: Valenzuelas, Guzmanes, Zamoranos. 1476 vererbte Don Alvaro Obertus de la Valeto den Karthäuser-Mönchen von Jerez de la Frontera etwa 40 Quadratkilometer Land und legte damit den Grundstein für die legendäre Cartujano Zucht. Wann das Züchten genau begann, ist allerdings unklar. Einige Autoren berichten davon, dass die Zucht der Mönche auf die Pferde der Zamora-Brüder zurückgeht. Pedro Picado hatte 1682 die damals berühmte Zucht der Brüder Zamora aus Jerez übernommen. Als er seine Schulden bei den Mönchen nicht bezahlen konnte, übergab er um 1730 seine Zucht an sie weiter.

Dressur als Freizeitbeschäftigung

Während der Barockzeit verlor die Kampfreiterei an Bedeutung. Stattdessen kam das Luxuspferd in Mode, dessen Aufgabe darin bestand, schön zu sein und sich elegant zu bewegen. Für diese Aufgabe war das spanische Pferd geradezu prädestiniert und wurde das begehrteste Reitpferd an europäischen Fürstenhöfen. Der Sonnenkönig Ludwig XIV. förderte die Schönreiterei und sein Rittmeister François Robichon de la Guérinière gilt heute als Begründer der klassischen Reitkunst. So verbreitete sich das spanische Pferd und beeinflusste viele europäische Pferderassen, bis sich die Zeiten änderten und königliche Edikte im 17. und 18. Jahrhundert fast den Untergang der Rasse bewirkten: Auf Befehl Napoleons wurde die Einkreuzung größerer und schwererer Pferde auf der ganzen iberischen Halbinsel durchgesetzt. PegaNatur

Die Cartujanos und der Kandarenbrand

Doch die Karthäusermönche weigerten sich erfolgreich, den Befehlen zu gehorchen. Sie brachten ihre Pferde in Sicherheit, um mit ihnen rein weiter zu züchten. Nur ihrer Sturheit und ihrer Findigkeit ist es zu verdanken, dass diese Pferderasse über Jahrhunderte bis heute erhalten blieb. Anfang des 19. Jahrhunderts mussten die Karthäusermönche ihre Zucht aufgeben und gaben viele ihrer Pferde an Züchter aus der Gegend von Jerez ab. Der wesentlichste Teil des Karthäusergestüts soll letztendlich 1835 zwischen den Züchtern Corbacho, Calero und Pater D. Pedro José Zapata y Caro aufgeteilt worden sein. Das Gestüt der Zapatas hatte den berühmten Kandarenbrand, der bis heute existiert. Um die Reinzucht der Pferde aus dem Karthäuserkloster wird heute viel diskutiert. Tatsache ist, dass heute keine PREs ohne Cartujano-Blut existieren. Wieweit es allerdings überhaupt noch einen 100% rein gezogenen Andalusier gibt, ist fraglich.
Andalusier
Typvolle PRE-Stute
Andalusier
PRE-Hengst

Wie sehen Andalusier aus? – Exterieur der Pura Raza Espagnola

Andalusier sind mittelgroße Pferde zwischen 1,52 und 1,70m Stockmaß. Sie sind eher kurz und fallen durch ihr üppiges Langhaar auf. Sie verfügen über einen ausgewogenen Körperbau und sind von ausgesuchter Schönheit.

Die meist abfallende Kruppe mit tiefem Schweifansatz spricht für die rassetypisch hohe Versammlungsbereitschaft. Die Schimmelfarbe überwiegt, doch sind mittlerweile alle Farben außer Schecken erlaubt.

Der Kopf ist elegant und trocken, die Augen mandelförmig und ausdruckstark. Der Hals ist eher kurz und gut angesetzt. Die Beine sind schlank und doch stabil.

Pflege für Mähne und Schweif

Üppiges Langhaar ist ein Rassemerkmal dieser wunderschönen Pferde, das man gerne wallen läßt. Weil die langen und oft dicken Haare im Alltag eher stören, werden Mähne und Schopf meistens eingeflochten und nur zu besonderen Gelegenheiten offen getragen. Damit das lange Haar der Andalusier und PREs schön wächst und gepflegt aussieht, benötigst Du ein paar Produkte, die Dir das Leben erleichtern. 

Schweif- und Mähnenschere

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Andalusier
Strandritt in Conil, Andalusien

Wie sind Andalusier? – Interieur und Eignung von PRE

Andalusier sind trotz ihrer Schönheit sehr leistungsbereite Tiere. Die PREs sind die geborenen Reitpferde: Fein im Maul und bequem zu sitzen.

Dressur/Hohe Schule

Durch ihren Körperbau sind sie sehr gut geeignet für die Hohe Dressur, ihre Versammlungsbereitschaft ist legendär. Es gibt Andalusier im Sportpferdetyp, die durchaus bis in die Grand Prix Klasse mit Warmblütern mithalten können. Sie haben zwar nicht den Riesenraumgriff, punkten dafür aber in den versammelten Lektionen wie Piaffe und Passage. Carevallo  

Springen nur bedingt

Für den großen Springsport dagegen sind sie eher nicht geeignet, allerdings bereitet eine Höhe von 1,20 Metern den meisten von ihnen kein Problem.

Verlasspferd

Hinzu kommt, dass der Andalusier ein sehr gehorsames und menschenbezogenes Pferd ist. Das macht den Umgang mit ihm sehr angenehm. Selbst Hengste lassen sich von Kindern reiten. Trotz seiner Sensibilität gilt der PRE als unerschrocken: Mit diesem mutigen Pferd kann man in den Krieg ziehen, im Stierkampf bestehen oder über ein Volksfest reiten, wie man es in Spanien auf den Ferias beobachten kann.

Showstar

Ansonsten werden Andalusier gerne dort eingesetzt, wo man schöne und intelligente Pferde braucht, die gut zu händeln sind: Das Spanische Pferd zeigt immer wieder ein Talent für zirzensische Lektionen. Nicht zuletzt darum wird es gerne als Film- und Showpferd eingesetzt.
Andalusier im Galopp
Equitana 2009: Cristine Keidel auf Amoroso

Andalusier Ausbildung - Was gibt es zu beachten?

Solide Grundausbildung

Trotz aller Rittigkeit braucht auch ein Andalusier oder PRE eine solide Grundausbildung. Um ihn gesund zu erhalten und sein Vermögen bestmöglich zu entfalten, muss er genauso vorwärts-abwärts in Dehnungshaltung geritten werden wie alle anderen Rassen auch.

Korrekturpferde aus dem Ausland

Andalusier, die keine solide Basisausbildung genossen haben, erkennt man leicht am Herumgezappel: sie haben keinen Raumgriff, keinen Schwung und können keinen Schritt im Viertakt mehr gehen. Auch die Anlehnung ist fehlerhaft. Leider kommen so gerittene Pferde oft aus dem Ausland. Die können dann vierjährig schon piaffieren und passagieren, aber keinen korrekten Galopp-Trab-Übergang gehen.

Korrektur oft langwierig

Die Korrektur erfordert viel Geduld und Fachwissen, ist aber möglich. Besser ist es, einen Andalusier zu kaufen, der von vornherein mit Wassertrense solide ausgebildet wurde.

Welcher Sattel für Andalusier? Welches Zaumzeug passt?

Sättel

Andalusier haben meistens einen normalen Widerrist, der keine Probleme beim Sattelkauf verursacht. Schwieriger dagegen ist der rassetypisch kurze Rücken. Westernsättel passen in der Regel nicht, weil sie mit der Unterlage zusammen viel zu lang sind. Besser passen englische Sättel. Einige Hersteller bieten extra kurze Modelle als Sattel für Andalusier an. Dann gibt es noch spanisch anmutende Barocksättel. Die sind gut an kurze Rücken angepasst und sehen schick aus. Bei Showauftritten oder in Barockpferdeprüfungen komplettieren sie das Kostüm, auf FN-Turnieren sind sie aber nicht zugelassen.

Zaumzeug/Halfter

Obwohl Andalusier oft die Größe von kleinen Warmblütern erreichen, haben sie meistens einen kleineren und kürzeren Kopf. Als Halftergröße reicht oft Cob beziehungsweise Vollblut. Die Optik der Trense ist Geschmacksache: Die meisten Andalusier werden in Deutschland mit den überall erhältlichen englischen Trensen geritten. Wer es stilvoll mag, kann aber natürlich auch eine original spanische Trense nehmen. Die bringt man sich aus dem Urlaub mit oder kauft sie im Online-Handel. Traditionell gehört dazu auch der Mosquero, ein Stirnschmuck aus Schweifhaaren, der im Takt des Pferdes mitschwingt. Gerne werden auch portugiesische Prunkzäume verwendet – das ist zwar nicht so gaaaanz stilecht, aber sehr schick. 

Andalusier und PRE
Zwei, die sich gut verstehen: Amoroso und Cariño

Wo kann ich einen Andalusier kaufen?

In Spanien

Ursprungsland und Hauptzuchtgebiet des Andalusiers beziehungsweise PREs ist Spanien. Dort gibt es viele renommierte Züchter mit sehr guten Pferden. Wer Zeit und Geld hat, kann regelrechte Rundreisen buchen und von einem Gestüt zum nächsten fahren, um sich die tollsten Pferde zeigen zu lassen. Das hat etwas Romantisches und lässt sich sehr gut mit einem Urlaub verbinden.

Importpferde

Es gibt Händler in Deutschland, die sich auf den Import von Andalusiern spezialisiert haben. Hier kann man vom billigen Pferdchen ohne Papiere bis hin zum Edel-PRE alles bestellen und erwerben, was das Herz begehrt. Die Skala reicht vom seriösen Verkäufer bis hin zum windigen Händler – darum Augen auf beim Pferdekauf!

Vom Züchter in Deutschland

Es gibt einige Züchter in Deutschland, die PREs nach den Kriterien der spanischen Züchtervereinigung ANCCE züchten. Diese Pferde wachsen nach deutschem Standard auf (Stichwort Entwurmung, Hufpflege und Impfung) und werden solide ausgebildet. Sie sind unser Klima und Futter gewöhnt. Durch die räumliche Nähe ist es möglich, ohne großen Aufwand ein Gestüt zu besuchen und dort sein Traumpferd zu finden.

Wie teuer sind Andalusier?

Einen gesunden und gerittenen Andalusier ohne Papiere bekommt man sicher schon für einige tausend Euro. Einen PRE – also ein Andalusier mit vollem Papier – kann man mit Glück im oberen vierstelligen Bereich bekommen.

Doch sowie das Pferd etwas Besonderes hat – besonders schöne Farbe, sehr üppige Mähne, FN-taugliches Gangwerk, weit ausgebildet – kann es teuer werden: Dann werden schnell 20.000, 30.000, sogar 50.000 Euro verlangt. Irgendwo ist aber Schluss, in den sechsstelligen Bereich – für sportliche Warmblüter nicht ungewöhnlich – gelangt so gut wie kein PRE.

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