Der lange Fesselbehang steht im Verruf, Mauke magisch anzuziehen. Das gefürchtete Fesselbeugeekzem sieht nicht nur hässlich aus, sondern verursacht dem Pferd Schmerzen und kann im schlimmsten Fall zum Tode führen.
Tipp: Wenn du jetzt genau wissen willst, was Mauke ist, kannst du das hier in dem Artikel Mauke – erkennen, behandeln, vorbeugen nachlesen.
Reiterfragen.de wollte genau wissen, ob Mauke das Schicksal aller Pferde mit langem Fesselbehang ist oder ob es Möglichkeiten gibt, dieser Krankheit zu entgehen. Wir gingen der Sache auf den Grund und trafen zwei Pferdebesitzerinnen im Bergischen Land, die es wissen müssen.
Zuerst Sigi mit ihrem 9 Jahre alten Lucas. Der braungescheckte Tinker mit vollem Papier wurde in Belgien gezogen und wuchs in Holland auf, wo er dann fünfjährig in den Besitz von Sigi und Ehemann Dirk überging. Die beiden teilen sich die Arbeit: während Dirk fürs Reiten zuständig ist, hat sich Sigi ganz der Pflege von Lucas verschrieben.
Sigi:
„Als Lucas zu uns kam, hatte er Mauke an allen vier Beinen. Es bestimmt ein Jahr lang gedauert, bis sie abgeheilt war. Heute, nach vier Jahren, hat er – bis auf eine etwa ein Zentimerter große Stelle am Karpalgelenk – nichts mehr.“
Auch Julia berichtet, dass Brian anfangs voller Mauke war. Sie hatte ihn siebenjährig aus einer Reitschule für Therapeutisches Reiten gekauft. Inzwischen ist Brian 13 Jahre alt und wird dressurmässig bis Klasse L geritten.
Julia:
„Pflege ist wichtig, aber wahre Schönheit kommt von innen.“
Ernährung genauso wichtig wie Pflege
Beide Besitzerinnen sind sich einig darüber, dass die richtige Fütterung einen großen Beitrag zur Vorbeugung des Fesselbeugeekzems leistet. Tinker sind zwar Arbeitspferde, die möglichst täglich bewegt werden müssen, aber sie brauchen nicht viel Futter.
Die zwei Pferde stehen im Offenstall und bekommen Rauhfutter sowie, als Ergänzung, ein gutes Mineralfutter. Brian muss sich damit begnügen, während Lucas ein Händchen voll Möhren oder mal einen (!) Apfel fressen darf. Auf Hafer oder sonstiges Kraftfutter wird konsequent verzichtet.
Hafer nur in Ausnahmefällen
Nur der 19-jährige Luc, den Sigi mitbetreut, bekommt täglich etwa einen Liter Strukturmüsli ohne Hafer. Der alte Tinker ist allerdings mit seinen 170 Zentimetern Stockmaß sehr groß und steht im Kaltblut-Typ. Er ist inzwischen ganz weiß und hat keinerlei Anzeichen von Mauke.
Tinker waren ursprünglich Arme-Leute-Pferde, die die Kutsche mit allen Habseligkeiten der Besitzer von Ort zu Ort zogen. Meist mussten sie von dem leben, was sie nach dem Ausspannen am Wegesrand fanden. Mehr Informationen zu der Geschichte der Tinker findest du hier.
Langhaarbürste
Diese Langhaarbürste von Animalon* liegt gut in der Hand und bürstet nicht nur Schweif- und Mähnenhaar, sondern auch den üppigen Fesselbehang von Friesen, Tinkern, Shire Horses, Kaltblütern und Co. Mit praktischem Aufhänger aus Leder.
Nach den Gesprächen lässt sich die Pflege des Kötenbehangs wie folgt zusammenfassen:
Täglich Bürsten
Der Fesselbehang wird täglich gründlich gebürstet. Dabei werden abgestorbene Haare und Schmutz entfernt sowie Knoten gelöst. Der Behang unterliegt nicht dem halbjährlichen Haarwechsel, sondern gehört zum bleibenden Langhaar wie Mähne, Schopf und Schweif. Für bessere Kämmbarkeit empfiehlt sich ab und zu die Anwendung eines Mähnensprays*.
Möglichst nicht waschen
Der Behang sollte nach Möglichkeit nicht gewaschen werden. Er enthält natürliches Fett, das Wasser abperlen lässt. Wird das Fett durch Shampoo entfernt, saugen sich die Haare bei Regen und Matsch mit Wasser voll. Die erhöhte Feuchtigkeit, die nur schwer abtrocknet, begünstigt das Entstehen von Mauke.
Sind die Haare voller Matsch, kannst Du sie einfach mit klarem Wasser ausspülen. Solltest Du doch einmal nicht auf Seife verzichten wollen, nimm eine milde wie HautFein von Parisol*. Diese Seife hilft speziell gegen Mauke und Sommerekzem.
Fesselbehang richtig schneiden
Wichtig ist, dass der Behang nicht über den Boden schleift und so Feuchtigkeit aufsaugt. Schneide ihn etwa zwei Finger breit über dem Boden gerade ab.
Sigi schneidet dazu den Teil über dem Huf wie einen Bubikopf schräg an, damit sie besser an die Fesselbeuge kommt. Julia dagegen schneidet diese stelle frei, lässt aber die langen Haare von oben darüber hängen, damit man das „Loch“ nicht sieht. Ansonsten darf der Fesselbehang von Lucas und Brian wachsen, wie die Natur es vorgesehen hat.
Fesselschere
Besonders gut in Form schneiden lässt sich der Fesselbehang mit der gebogenen Spezialschere von Waldhausen*. Die Schenkel der Schere sind zum Ende hin leicht gebogen und passen sich perfekt der Form des Fesselkopfes an. Beste Qualität aus gebürstetem Edelstahl.
Trocken halten
Der Fesselbehang sollte so trocken wie möglich gehalten werden. Dazu gehört auch, dass dein Pferd nicht in einem Matsch-Paddock überwintern muss. Der Boden des Auslaufs sollte befestigt sein und Regenwasser gut ablaufen. Steht dein Pferd in der Box, sollte es täglich gemistet werden und nicht im Stroh versinken. Hygiene ist angesagt.
Musst du den Behang mal gründlich waschen, kannst du ihn trockenföhnen. Die meisten Pferde gewöhnen sich schnell an das ungewohnte Geräusch.
Fesselbehang scheren
Die Rassen mit langem Fesselbehang kommen alle aus sumpfigen, waldigen Gebieten. Dort schützen die langen Haare die empfindlichen Pferdebeine vor kleinen Verletzungen, die durch Brombeerranken und sonstiges Gestrüpp verursacht werden können.
Ein gepflegter Fesselbehang lässt Regenwasser oberflächlich ablaufen und sorgt so für eine trockene Fesselbeuge, die sich sonst schnell entzünden würde.
Daher hat der Behang in erster Linie eine Schutzfunktion und gehört zum rassetypischen Aussehen. Aus diesen Gründen sollte er nicht geschoren, sondern lieber gut gepflegt werden. Einzige Ausnahme: Bei akutem starken Befall mit Mauke. Ist die Haut unter den langen Haaren großflächig entzündet, sollte man den Fesselbehang scheren, um alle betroffenen Stellen besser behandeln und beobachten zu können. Der Behang wächst wieder nach.
Pferde mit Fesselbehang im Offenstall?
Gerade Pferde mit Fesselbehang gehören oft zu den robusteren Rassen, die man gerne im Offenstall hält. Wenn du deinem Pferd diese Freiheit gönnst, ist auch gar nichts dagegen einzuwenden. Allerdings solltest du dabei drei Dinge beherzigt:
Futterangebot begrenzen
Überfütterung und zu viel Eiweiß gelten als eine Ursache für das Fesselbeuge-Ekzem. Darum sollten Weide- und Rauhfutterangebot an die Bedürfnisse des Pferdes angepasst sein. Zur Not hilft ein Maulkorb im Sommer. Übergewicht und eine Belastung von Niere und Leber begünstigen die Entstehung und Ausbreitung von Mauke.
Trockener Boden
Offenstall ist nicht gleich Offenstall. Achte darauf, dass dein Pferd im Winter nicht im Matsch versinkt, sondern auf trockenem Boden steht. Dauernde Nässe im Behang ist eine Einladung für Mauke.
Passende Gruppe
Auch Stress begünstigt die Entstehung von Mauke. Achte darauf, dass sich dein Pferd in seiner Gruppe wohl fühlt und nicht gemobbed wird.
Pferderassen mit Fesselbehang
- Tinker
- Friesen
- Shire Horse
- Kaltblüter, wie Süddeutsches oder Rheinisches Kaltblut, Percheron, Clydersdale
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