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Hufpflege

Hufpflege – ohne Huf kein Pferd

Ohne Huf kein Pferd und ohne Hufpflege kein Huf, denn was nützen die tollsten Papiere, wenn das Pferd nicht laufen kann? Bei der Hufpflege gilt meist die Regel, dass weniger mehr ist.

Wenn wir ein Pferd aussuchen schauen wir nach Rasse, Exterieur, Mähne, Farbe, Charakter, Vermögen und so weiter – die Liste lässt sich endlos weiterführen. Ganz zum Schluss kommen die Hufe: Ach, es läuft barhuf? Wie günstig. Oder andersrum: „Ach, es braucht einen Spezialbeschlag?! Das wird aber teuer!“

Der Huf als Kostenfaktor

Es wird abgewogen, wie teuer die monatliche Hufpflege wird und damit ist das Thema meist abgehakt. Die Preise schwanken zwischen 30 Euro (sehr günstiges Ausschneiden) und 180 Euro (sehr teurer Rundumbeschlag) und das alle 6 bis 8 Wochen. Wie wichtig der Huf für die allgemeine Gesundheit des Pferdes ist, wird oft gar nicht bedacht.

Das merken wir erst, wenn das Pferd am Huf erkrankt. Hufkrankheiten sind für das Pferd sehr schmerzhaft. Oft kann es gar nicht mehr richtig laufen und fällt für Wochen oder sogar Monate aus. Die Behandlungskosten gehen oft in die Hunderte und sogar Tausende, wenn eine OP nötig ist.

Mit ein paar Minuten täglicher Hufpflege, Umsicht und Vorausschauen können wir den Huf gesund halten, dem Pferd Schmerzen und uns Kosten sparen.

Hufpflege
Frisch ausgeschnittener Hinterhuf.

Der gesunde Huf und sein Hufmechanismus

Elastisch muss der Huf sein, damit er seinen Aufgaben gerecht werden kann. An erster Stelle muss er das Gewicht von Pferd und Reiter tragen. Dazu soll er plan und sicher auftreten, weder wegrutschen noch stolpern und den Pferdekörper vom Boden kraftvoll abstoßen. Damit das gelingt, dehnt sich der Huf beim Auftreten aus und zieht sich beim Abfußen zusammen.

Diesen Vorgang nennt man Hufmechanismus – manchmal wird er auch „die vier Herzen“ genannt: Durch das abwechselnde Dehnen und Zusammenziehen entsteht eine Pumpfunktion, die die Durchblutung im Huf fördert und ihn so mit Nährstoffen versorgt. Außerdem unterstützt er das gesamt Herz-Kreislauf-System des Pferdes.

Die Elastizität reguliert der Huf über Feuchtigkeit, die er durch Sohle und Hufstrahl, aber auch Kronsaum und Ballen aufnimmt. Die Hufwand ist an diesem Prozess kaum beteiligt.

Wie funktioniert es in der Natur?

Bei wildlebenden Pferden entsteht ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Abrieb des Hufhorns. Die Tiere laufen am Tag bis zu 30 Kilometer über unterschiedlich harte und weiche Untergründe. Dadurch wird das Hufhorn gut durchblutet und gewinnt an Festigkeit. Für die notwendige Elastizität nehmen die Hufe ausreichend Feuchtigkeit durch Morgentau auf Wiesen und an der Wasserstelle beim Trinken auf.

Beste Nachahmung: Offenstall plus barhuf

Am ehesten wird das Leben der Wildpferde in einem Offenstall nachempfunden, besonders, wenn unsere Pferde auch noch barhuf gehen. Natürlich laufen sie dort nicht täglich 30 Kilometer. Deshalb muss das überschüssige Horn von einem Hufschmied oder Hufpfleger alle 6 bis 8 Wochen gekürzt, ausgeschnitten und berundet werden. Auch im Offenstall können die Pferde ihre Huffeuchtigkeit über den Morgentau auf der Wiese regeln. Manche Ställe bieten sogar extra eine Matschstelle mit Lehm dafür an. Ein guter Offenstall bietet verschiedene Untergründe: weiche Wiese und befestigter Auslauf für Rauhfuttergaben und Aufenthalt bei schlechtem Wetter. Der Wechsel von hartem zu weichem Boden regt den Huf an, Festigkeit auszubilden.

Wer sein Pferd im Offenstall hält, kann auf das Ölen oder Fetten der Hufe in der Regel verzichten. Es reicht, die Hufe täglich mit dem Hufkratzer zu reinigen und auf Fremdkörper zu kontrollieren.

Weitere Informationen zur Haltung im Offenstall erfährst du in einem weiteren Artikel von mir.

Hufpflege bei Boxenhaltung

Wird das Pferd in der Box gehalten, haben wir es mit zwei Problematiken zu tun, die sich beide daraus ergeben, dass das Pferd praktisch in seinem eigenen Klo steht.

Trockene, spröde, brüchige Hufe

Der einfühlsame Besitzer und Halter ist sich darüber bewusst und versucht, es dem Pferd so angenehm wie möglich zu machen: Die Box wird täglich gemistet und zwischendurch noch abgeäppelt. Um Urin zu binden, wird oft noch eine saugfähige Unterlage in die Box gebracht wie zum Beispiel Sägespäne oder Strohpellets.

So steht das Pferd sauber und trocken – hygienisch einwandfrei. Das ist gut für die Atemwege und schützt vor Mauke. Nur für die Hufe ist es leider zu trocken. Ohne zusätzliche Pflege werden sie spröde und brüchig. Es drohen vor allem Hornspalten und Hufrisse.

Hufpflege bei trockenen Hufen:

Die Hufe regelmäßig wässern. Bitte bedenke, dass die meiste Feuchtigkeit über die Sohle und den Hufstrahl aufgenommen wird. Du kannst dein Pferd auch am frühen Morgen auf die Weide lassen, damit es den Morgentau abbekommt. Oder beim Ausreiten mal durch einen Bach reiten. Bewährt haben sich auch Packungen aus feuchtem Lehm.

Sind die Hufe mal richtig schön feucht geworden, dann schließe die Feuchtigkeit im Huf ein, indem du ihn mit Öl oder Huffett einpinselst. Wichtig sind dabei die Stellen Kronsaum, Ballen, Hufstrahl und Sohle. Die Hufwand darfst du auch einfetten, weil es so hübsch aussieht – bringen tut es aber nichts! Als besonders empfehlenswert hat sich für die Hufpflege Lorbeeröl herausgestellt.

Nasse, faulige Hufe

Leider gibt es immer noch Boxen, in denen sich durch nasse Einstreu plus Urin und Kot Ammoniak bildet. Ammoniak gilt als der größte Feind von Hufen, ist aber auch verantwortlich für Atemwegsprobleme und kann chronischen Husten erzeugen.

Bei Matteneinstreu entsteht in den untersten Schichten automatisch Ammoniak. Solange die oberen Schichten sauber, trocken und geschlossen sind, schadet das nicht und man kann die Vorteile der Mattenstreu genießen. Dumm ist nur, wenn man eine „Wühlmaus“ zum Pferd hat: Manche Tiere graben täglich ihre Einstreu um und setzen damit das Ammoniak frei. Hier sollte man langfristig überlegen, entweder auf täglich frische Streu umzusteigen oder gleich in den Offenstall zu wechseln.

Der Ammoniak ist regelrecht ätzend und greift die Hufe an: Bakterien dringen ein. Es drohen Hufstrahlfäule, Hufgeschwüre und Hufkrebs.

Hufpflege bei nassen oder fauligen Hufen

Als erste Hilfe sollte der Hufpfleger oder Hufschmied so viel wie möglich von den fauligen Stellen wegschneiden. Anschließend bringt man eine desinfizierende und austrocknende Lösung auf. Dafür haben sich eine Vielzahl an Mitteln bewährt:

  • Rivanol
  • Jodoformäther
  • Blauspray
  • Hoof-Solution
  • Socatylsalbe
  • Wasserstoffperoxid
  • Kupfervitriol
  • Salicylsäure
  • Lotagen

Geht die Fäulnis tief in den Ballen hinein, kann man in Lösung getränkte Watte hineinstopfen und täglich wechseln. Außerdem unbedingt die Boxenhygiene verbessern!

 

Hufpflege bei Hufeisen

In vielen Fällen schaden Hufeisen mehr als dass sie nützen: durch ihre starre Form verhindern sie den Hufmechanismus. Dadurch wird die Durchblutung gestört und der Huf ist mit Nährstoffen unterversorgt. Das ist der Grund, warum beschlagene Hufe eine mindere Qualität haben – was dann viele paradoxerweise wieder davon abhält, auf barhuf umzusteigen.

Das Hufeisen verhindert den Bodenkontakt von Strahl, Sohle und Ballen: der Huf kann nicht genügend Feuchtigkeit aufnehmen, um seine Elastizität zu bewahren. Er wird trocken und spröde.

Durch die Nagellöcher verliert der Huf an Festigkeit und es dringen Bakterien ein.

Wer nicht auf Eisen verzichten kann, muss die Hufe seines Pferdes penibelst pflegen, besonders, wenn das Tier auch noch in einer Box gehalten wird. Unbedingt auf Sauberkeit und Boxenhygiene achten und genug Gelegenheit zur Feuchtigkeitsregulierung geben. Anschließend sorgfältig einölen oder -fetten.

Stets die vom Schmied empfohlenen Beschlagsperioden einhalten, jeder Tag zu viel ist schädlich für den Huf: Das Eisen passt an dem Tag, wo es aufgenagelt wurde. Je länger der Huf wächst, desto enger wird das Eisen, denn die Hufe verbreitern sich nach unten. Hier drohen Zwanghufe, die wiederum sehr empfänglich für Strahlfäule sind.

Hufpflege
So sehen gepflegte Vorderhufe ohne Eisen aus.

Die beste Hufpflege

Eine optimale Hufpflege setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen, die zum Teil ineinandergreifen.

Nährstoffversorgung

Wahre Schönheit kommt von innen. Alle Pferde brauchen Rauhfutter in Form von Heu, Gras oder Heulage. Hinzu kommt Kraftfutter angepasst an den Bedarf und ein Mineralfutter, das die Versorgung mit allen Nährstoffen garantiert. Bitte bedenke, dass unsere Pferdeweiden und Heuwiesen leider nicht alle Nährstoffe abdecken und wir deshalb immer ein Ergänzungsfutter benötigen.

Speziell für die Hufe hat sich eine Kur mit Biotin bewährt: etwa 10 bis 20 Milligramm pro Tag, 8 Monate lang. Weitere wichtige Spurenelemente sind Zink, Kupfer und der gesamte Vitamin B-Komplex. Einzelne Spurenelemente sollte man aber nur bei nachgewiesenem Mangel zufüttern. Ansonsten ist eine Kombination mit allem vorzuziehen, weil viele Stoffe in einer Wechselbeziehung stehen. Da Haut, Haare und Huf mehr oder weniger aus derselben Substanz bestehen, ist ein Ergänzungsmittel für Haut und Haare/Fell auch immer gut für die Hufe.

Die meisten Freizeitpferde sind zu dick. Darum bitte Kraftfutter – wenn überhaupt – nur in Maßen. Viele Rassen benötigen viele Nährstoffe, aber wenig Energie, wie zum Beispiel Friesen, Andalusier oder Tinker. Hierfür bietet der Handel Spezialfutter ohne Hafer an. Überfütterte Pferde bekommen alle möglichen Stoffwechselkrankheiten. Heike Bussang und Birgit von Damsen erklären das sehr gut in ihrem Buch „Wohlstandskrankheiten unserer Pferde“. Für die Hufe drohen Hufrehe oder auch Mauke.

 

Haltung

Optimal für die Hufe ist barhuflaufen im Offenstall. Aber auch Boxenpferde können gesunde Hufe haben, wenn sie trockenstehen und der Halter für eine regelmäßige Feuchtigkeitszufuhr sorgt. Dazu muss er die Hufe wässern und anschließend die Feuchtigkeit durch einfetten oder einölen im Hufinneren einschließen.

Mechanische Bearbeitung

Werden die Hufe regelmäßig alle sechs bis acht Wochen gekürzt, ausgeschnitten und berundet, bleiben sie in Form und brechen nicht aus. Bei beschlagenen Pferden bitte die empfohlenen Perioden penibel einhalten, sonst drohen Zwangshufe. Werden Hufe nicht regelmäßig in Form gebracht, können Spannungen innerhalb des Horns entstehen, die sich dann durch Hornspalten, lose Hufwände und ähnlichen Krankheiten Luft machen.

Tägliche Kontrolle nach Fremdkörpern

Eine Selbstverständlichkeit: tägliches Auskratzen und Kontrollieren auf Fremdkörper. Kleine Steinchen mit der spitzen Seite des Hufkratzers entfernen. Vor allem aus der weichen weißen Linie innerhalb des Tragrandes. Aber bitte nicht zu tief bohren, dann lieber die Steinchen herauswachsen lassen.

Steine oder sonstige Fremdkörper im Huf sind oft der Grund für schmerzhafte Hufgeschwüre.

Feuchtigkeitsregulierung

Wie bereits erwähnt, den Hufen Feuchtigkeit zukommen lassen. Das geht über taunasse Wiesen, durch Pfützen oder Bäche reiten, Lehmpackung oder einfach Waschen. Denke daran, dass die meiste Feuchtigkeit über Sohle, Hufstrahl, Ballen und Kronsaum aufgenommen wird. Bei Boxenpferden die Feuchtigkeit im Huf durch einölen oder -fetten einschließen.

Bewegung

Täglich ausreichende Bewegung sorgt für eine gute Durchblutung in den Hufen, so dass diese mit Nährstoffen versorgt werden und die Hufqualität fest wird.

Stallhygiene

Steht das Pferd sauber und trocken, haben Bakterien keine Chance. Der beste Schutz gegen Strahlfäule und Hufkrebs.

Vorzugsweise barhuf

Barhufer haben die gesündesten Hufe. Einziger Nachteil: sie sind nicht geschützt gegen Fremdkörper, in die sie zum Beispiel beim Ausreiten, hineintreten und sich so verletzen können. Als temporärer Schutz haben sich Hufschuhe bewährt. Mehr Informationen zum Thema erhältst du in meinem Artikel Hufschuhe – eine Alternative zum Eisenbeschlag.

Die wichtigsten Hufkrankheiten

  • Hufrehe
  • Strahlfäule
  • Hufkrebs
  • Risse/Spalten
  • Hufgeschwür/Abzess
  • Hohle Wand
  • White Line Disease
  • Lose Wand
  • Hornsäule
  • Nageltritt

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