„Ein gutes Pferd hat keine Farbe,
aber mit Sicherheit einen Aalstrich.“
(Redensart unter Fjordpferd-Liebhabern)
Wo kommt das Fjordpferd her? Geschichte der Norweger Pferde
Ursprünglich stammt das Fjordpferd aus dem „Vestland“. So nennt sich die von schroffen Bergen und einschneidenden Fjorden geprägte Landschaft im westlichen Norwegen. Daher kommt auch sein Name: Fjordpferd, Norweger, Norweger Pferd oder liebevoll Fjordi. Als Basis dienten einheimische Pferde, die die Wikinger mit anderen Rassen kreuzten, die sie auf ihren Feldzügen erbeuteten. Die Ähnlichkeit mit den letzten lebenden echten Wildpferden aus der Mongolei, den Przwalski Pferden, ist nicht zu übersehen. Ob diese aber tatsächlich an der Entstehung der Fjordpferde beteiligt waren, ist bis heute noch nicht entschieden.
Mit der Sesshaftigkeit der Wikinger entstand aus der Notwendigkeit heraus ein genügsames Arbeitspferd, dass für den Ackerbau, aber auch für den Transport von Handelsgütern über die Berge eingesetzt wurde. Sie züchteten Pferde, die trittsicher waren und große Traglasten bewältigen konnten. Das raue Klima und das damit einhergehende karge Futterangebot unterstützten dabei die Zucht des kleinen Robustpferdes durch natürliche Selektion.
Reinzucht der Rasse seit 1886
Im Jahre 1886 beschloss man, nur noch mit reinrassigen Pferden weiter zu züchten, da man der Meinung war, dass die Mischrassigen nicht den gewünschten Charakter beibehielten. Seitdem wird kein Fremdblut mehr eingekreuzt. Verbesserungen entstehen nur noch durch konsequente Zuchtauswahl. In Norwegen ist der Reit- und Fahrsport mit Norweger Ponys nicht weit verbreitet, daher gehen die Zahlen der Fjordpferde im Zuge des technischen Fortschritts in der Landwirtschaft zurück. Nur im Gebirge kommen sie noch als Holzrückepferde zum Einsatz, wo Landmaschinen keine Chance haben.
In Deutschland sind Fjordpferde seit 1883 bekannt, als sie auf einer Landwirtschaftsausstellung gezeigt wurden. Hier sollten sie unsere Kaltblüter ersetzen, weil sie bei mindestens gleicher Leistung weniger Futter brauchten. Aber auch hier wurden Pferde in der Landwirtschaft längst durch PS-starke Maschinen ersetzt.
Freizeitreiter entdecken das Fjordpferd für sich
Erst als die Freizeitreiter in den 70er und 80er Jahren das Reiten für sich entdeckten, erlebte das Fjordpferd eine Renaissance. Allerdings genügte der schwere Wirtschaftstyp nicht den Ansprüchen der Reiter an Sportlichkeit und Beweglichkeit. Auch diesmal blieben Einkreuzungen von Fremdblut hinter den Erwartungen zurück und die Züchter näherten sich langsam, aber stetig ihrem Ziel durch Selektion innerhalb der Reinzucht.
Moderne Fjordpferde kommen einem Deutschen Reitpony in Exterieur, Gangvermögen und Leistungsfähigkeit schon recht nahe, verändern damit aber auch ihren Charakter: So verlieren diese sonst so genügsamen Pferde oft ihre typische Ruhe und Gelassenheit. Heute ist beim Fjordpferd alles möglich: vom Kaltbluttyp über den Freizeitpartner bis hin leistungsbereiten Sportpferd.
Steckbrief Fjordpferd
Rasse:
Norwegisches Fjordpferd
Andere Namen:
Fjordpferd, Fjordi, Norweger, Norweger Pony
Stockmaß: 135 – 150 cm
Eigenschaften: ruhig bis gelassen, umgänglich, genügsam, leichtfuttrig, robust
Eignung: Therapie, Freizeit, Fahren, Sport: Springen bis Klasse A, Dressur bis Klasse L, Vielseitigkeit entsprechend, teilweise Gewichtsträger
Besonderheiten: wildfarben, 5 Falbfarben, Aalstrich, Zebrastreifung an den Beinen, keine Abzeichen, Mähne und Schweif mehrfarbig
Vorsicht: Körperbau, Eignung und Temperament können sehr unterschiedlich ausfallen, vom Kaltblut bis zum Sportpferd ist alles möglich
Wie sieht ein Fjordpferd aus? – Exterieur und Rassestandard
Fjordpferde haben ein Stockmaß von 135 bis 150 Zentimeter. Im Körperbau gibt es eine große Bandbreite: vom alten Kaltbluttyp bis hin zum Sportpferd sind alle Varianten vertreten. In der Farbe sind sie dann wieder einheitlicher:
Die Norweger sind in der Regel wildfarben: Am häufigsten gibt es den Braunfalben. Auch Rot- und Graufalben sind vertreten, nur Hell- und Gelbfalben sind eher selten. Meistens zieht sich ein ausgeprägter dunkler Längsstreifen durch die Mähne, der sich über den Rücken bis in den Schweif hinein fortsetzt. Dieser Aalstrich ist verantwortlich für die zweifarbige Mähne, die gerne durch besondere Schnitttechniken hervorgehoben wird.
Dazu gesellt sich an den Beinen oft eine Zebrastreifung. Das Maul der Fjordis ist meist hell und wird als Mehl- oder Milchmaul bezeichnet.
Weiße Abzeichen sind bei den Pferden nicht erwünscht, werden als kleiner Stern auf der Stirn bei Stuten und Wallachen aber geduldet.
Wie sind Fjordpferde? – Interieur und Eignung
Das Fjordpferd ist seit jeher leistungsbereit und sehr umgänglich vom Wesen her. Das macht es zum idealen Partner beim Reiten und Fahren, es kann aber auch gut als Therapiepferd eingesetzt werden.
Das Norweger Pferd gilt als trittsicher und ausdauernd, daher ist es auch gut in den Bergen unterwegs. Ursprünglich auch zum Tragen von großen Lasten gezogen, gilt zumindest der alte Typ als Gewichtsträger. Seine natürlichen Instinkte und robuste Natur prädestinieren das Norwegerpony für die Haltung im Offenstall.
Mittlerweile hat die Zucht auch sportliche Typen hervorgebracht, die sich für den Springsport und die Dressur eignen. Allerdings sollte man die Erwartungen nicht zu hoch setzen: Für die allermeisten liegt die Grenze im Sport beim Springen in der Klasse A, in der Dressur in der Klasse L. (Ja, es gibt Ausnahmen, die es noch weitergebracht haben.)
Was gibt es zu beachten? - Besonderheiten der Rasse
Wie alle Ponys sind auch Fjordpferde spätreif: sie sind erst mit vier oder fünf Jahren ausgewachsen. Diesen Umstand sollte ein verantwortungsvoller Ausbilder stets berücksichtigen.
Wie bereits mehrfach erwähnt gibt es bei den Fjordpferden ganz unterschiedliche Typen: für fast jeden Bedarf gibt es das passende Norweger Pony – nur muss das richtige gefunden werden. Wer in den Sport will, sollte sich keinen Kaltbluttyp kaufen und wer nur gemütlich durchs Gelände reiten möchte, ist mit dem etwas nervigeren Sport-Typ schlecht beraten. Fjordpferd ist eben nicht gleich Fjordpferd. Darum solltest du deinen Norweger vor dem Kauf genau ansehen und überlegen, ob der Typ deinen Erwartungen und Anforderungen entspricht.
Was kostet ein Fjordpferd? Wo kann ich ein Norwegerpony kaufen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Fjordpferd zu kaufen.
Vom Züchter
Der beste Weg führt über einen Züchter. Hier hast du oft sogar eine Auswahl und kannst die Mutterstute und oft auch den Vater begutachten. Der Züchter kennt dein Traumpferd von Anfang an und kann dir sicher unterhaltsame Anekdoten oder auch wichtige Einzelheiten aus dessen Leben erzählen. Du siehst, wie dein Pferd aufgewachsen ist und eventuell lernst du auch seinen Ausbilder kennen. Außerdem hast du einen Ansprechpartner, wenn mal etwas mit deinem Pferd ist, ein verantwortungsvoller Züchter wird dir das anbieten. Anbei findest du eine Liste von Fjordpferdezüchtern in Deutschland.
Von Privat
Der zweitbeste Weg ist, wenn du dein Fjordpferd aus privater Hand kaufst. Manchmal ändern sich die Lebensumstände und der Erstbesitzer ist schweren Herzens gezwungen, sich von seinem Pferd zu trennen. Den meisten ist es wichtig, dass das geliebte Tier in gute Hände kommt und werden mit Informationen und Tipps nicht sparen. Manchmal steht in den Anzeigen „Platz vor Preis“. Das heißt, man muss weniger für das Pferd bezahlen, als es eigentlich Wert ist, wenn man eine Haltung im Sinne des Erstbesitzers garantiert. So kann man sogar günstig an sein Traumpferd gelangen.
Vom Händler
Bei einem stationären Pferdehändler hast du eine größere Auswahl und kannst du dein Traumpferd persönlich kennenlernen. Doch bei aller Vorfreude bedenke bitte stets, dass der Händler vom Verkauf lebt und nicht so eine enge Bindung zu den Tieren hat wie der Züchter. Ziehe unbedingt einen Tierarzt zu Rate und bestehe auf einen schriftlichen Kaufvertrag.
Ab 4.500 Euro sollte es möglich sein, ein gesundes und gerittenes Fjordpferd zu bekommen.