Wie du die Hufe richtig pflegst habe ich bereits in einem anderen Artikel beschrieben.
Was sind Hufschuhe
Hufschuhe sind ein temporärer Schutz zum Aufschnallen für Pferde, die ansonsten barhuf gehen. Diese heute so modern anmutende Idee ist nicht neu, sondern gibt es schon sehr lange: bereits im alten Ägypten wurden Hipposandalen benutzt, um die Hufe der Pferde während langer Ritte auf steinigen Böden zu schützen. Damals wurden sie aus Bast und Leder gefertigt. Später in der Antike behalf sich der Reiter dann mit ledergeschnürten Eisen- und Bronze-Konstruktionen. Diese Modelle gab es auch für Zugpferde, damit sie in den Bergen besser klarkamen.
Die heutigen Modelle bestehen zum großen Teil aus Kunststoff, oft in Kombination mit Neopren, Klettverschlüssen und Metallbügeln.
Was sind die Vorteile von Hufschuhen?
Allgemein kann man sagen, dass Hufschuhe die Vorteile des Barhufgehens mit einem zeitlich begrenzten Schutz kombinieren, immer dann, wenn er nötig ist. Um das zu verstehen, muss man erst einmal die Vor- und Nachteile des Barhufes im Vergleich zum Eisenbeschlag kennen.
Der Hufmechanismus
So hart sich der Huf auch anfühlt, wenn er deine Zehen erwischt, so ist das Horn doch elastisch: Beim Auftreten dehnt es sich aus, ee wird breit und die Kapillaren im inneren öffnen sich und nehmen Blut auf. Beim Abfußen zieht sich das Horn ähnlich einem Gummiband wieder zusammen. Die Kapillaren verengen sich und pumpen das Blut weiter.
Das „zweite Herz“
Dieser Hufmechanismus sorgt für eine gute Durchblutung, die wiederum den Huf mit Nährstoffen versorgt. So wächst das Horn in guter Qualität nach. Außerdem unterstützt er den Kreislauf des Pferdes und wird deshalb auch gerne als „2. Herz“ bezeichnet.
Stoßdämpfung schont Gelenke
Die Elastizität des Hufes wirkt wie ein Stoßdämpfer: er federt die Stöße beim Aufprall in der Laufbewegung des Pferdes ab und schont so Gelenke, Knochen und Sehnen.
Der Hufmechanismus ist wie ein Wunder der Natur und sehr wichtig für die Gesundheit des Pferdes. Leider wird er durch den Beschlag mit Hufeisen außer Kraft gesetzt. Das Eisen ist nicht elastisch und sitzt wie ein zu enger Schuh.
Dies ist wohl der Hauptgrund, warum immer mehr Reiter dazu übergehen, ihr Pferd barhuf laufen lassen zu wollen.
Nachteile von Eisenbeschlag
Nagellöcher Eintrittsstelle für Bakterien und Pilze
Beim Eisenbeschlag werden etwa alle sechs bis acht Wochen neue Löcher in den Huf geschlagen, um die Eisen zu befestigen. Diese Löcher machen ihn instabil und sind ein gern genutzter Einstieg für Bakterien und Pilze. Bei Barhufern bleibt die Hornstruktur dagegen geschlossen.
Hufeisen verändern das Gangbild
Durch ihre Schwere ziehen sie das Bein besonders in schwungvollen Gangarten nach vorne – ein Umstand, den sich gerne Dressurreiter für Turniere zunutze machen. Nur leider überstrecken sie das Bein dabei und belasten so den Gelenk- und Sehnenapparat des Pferdes. (Das ist der Grund, warum so viele Ausbilder davor warnen, man solle nicht so viele Gangverstärkungen reiten. Für ein klassisch gerittenes Pferd OHNE Hufeisen sind Gangverstärkungen anstrengend – aber NICHT gesundheitsschädlich.)
Rutschen
Außerdem lassen Eisen den Huf nach jedem Auftreten nach vorne rutschen, was man besonders gut auf Asphalt sehen kann. Auch das ist nicht gesund und kann sogar gefährlich werden, wenn das Tier richtig wegrutscht.
Vermehrtes Stolpern
Der Tastsinn der Hufe wird durch Eisen schachmatt gesetzt: das Pferd stolpert vermehrt.
Aufstollen und Verletzungsrisiko in Herde
Und nicht zuletzt das lästige Aufstollen im Schnee und das erhöhte Verletzungsrisiko in der Herde sind Nachteile von Eisenbeschlag, die du durch Barhufhaltung vermeiden kannst.
Sind Hufschuhe für Turniere zugelassen?
Auf diese Frage hat die Turnierabteilung der FN geantwortet:
„Grundsätzlich lassen sich bei Hufschuhen keine Pauschalaussagen treffen. Hufschuhe sind zugelassen, sofern sie nicht über den Kronenrand hinausreichen (s. LPO § 70 C II.) . Dies ist jedoch von der individuellen Hufform und –länge abhängig. Grundsätzlich spricht nichts gegen diesen Hufschuh, wenn o.g. berücksichtigt wird.“
Der Evo Boot von Evohorse ist laut hufschuhe-infoportal.de definitiv von der FN für Turniere zugelassen. Eventuell ist es auch der flache Renegade. Definitiv nicht zugelassen wäre zum Beispiel der Old Mac´s G2, weil er über den Kronenrand hinausgeht.
Wie lange halten Hufschuhe
Ist klar – je seltener sie benutzt werden, desto länger halten sie auch
Auf harten und steinigen Böden nutzen sich die Schuhe schneller ab, als wenn man über weiche Wiesen und Sandwege reitet. Es gibt Modelle, wo man die Sohlen nachkaufen und austauschen kann!
So wie einige Menschen ihre Schuhsolen einseitig ablaufen gibt es auch Pferde, die ein Talent dafür haben. Vor allem die, die über die Zehe schlurfen, nutzen die Hufschuhe schneller ab – das tun sie allerdings auch mit ihren Hufeisen.
Gewicht ist klar: je mehr Gewicht auf den Hufschuh drückt, desto schneller verschleißt das Material – allerdings Gewicht pro Quadratzentimeter. Viel Gewicht verteilt sich meist auf große Hufe, dann steht wieder alles in Relation. Aber der Ausbildungsstand? Ja, ein durch Dressurarbeit ausbalanciertes Pferd verteilt sein Gewicht gleichmäßig auf alle vier Hufe. So werden die Hufschuhe auch gleichmäßiger abgenutzt und halten insgesamt länger.
Wer im wilden Galopp über Stock und Stein abspackt verschleißt natürlich mehr Material als jemand, der gemütlich im Schritt durchs Gelände tuckert.
Wer einen sinnvollen Rhythmus bei der Hufbearbeitung einhält, sorgt dafür, dass die Hufe in ihrer Größe nicht allzu sehr variieren. Sind die Abstände zu groß, werden die Hufschuhe über Gebühr gedehnt, was kontraproduktiv zu ihrer Langlebigkeit ist.
MERKE! Bei einem „normalen“ Freizeitreiter, der 1- bis 2-mal die Woche ausreitet, auf gute Hufpflege achtet und ein Pferd mit Grundausbildung hat, hält ein Hufschuh etwa 1,5 bis 2 Jahre. Bei Modellen, wo Teile ausgetauscht werden können, erhöht sich die Lebensdauer erheblich.
Wie Hufschuhe ausmessen
Wenn du einen Hufschuh-Experten bestellst, benötigt der in der Regel verschiedene Angaben von dir, um eine Auswahl an Schuhen zu treffen, die er dann zum Termin mitbringt.
Allgemeine Informationen
Um vorab eine Modellwahl treffen zu können, wird er dich nach einigen Dingen befragen: nach den Besonderheiten des Hufes (rund, oval, asymmetrisch, untergeschobene Trachten), der Fesselung (langer Fesselbehang, flacher Fesselstand), aber auch wofür die Hufschuhe benötigt werden (reiten, fahren, Hufrehe, Umstellung von Eisen auf Barhuf). Am besten schickst du ihm Fotos von der Seite, von vorne und von unten (Sohle) per WhatsApp.
So wird gemessen
Gemessen wird die Auftrittsfläche des Hufes, und zwar am besten direkt nach der Hufbearbeitung. Manche versuchen, den Huf hochzuheben und mit dem Zollstock zu messen. Davon rate ich dir ab, denn so eine Messung ist meistens zu ungenau, schon weil der Huf sich beim Auftreten ausdehnt. Du erhältst ein genaueres Ergebnis, wenn du ihn auf ein Stück Pappe oder Karton stellst, und dann mit einem Stift eng um den Huf herum den Umriss zeichnest.
Jeden Huf einzeln
Mache das mit jedem Huf und beschrifte deine Zeichnung sorgfältig, damit du später noch weißt, welcher Huf wo abgebildet ist. Dann misst du bei jeder Zeichnung einmal die breiteste Stelle von rechts nach links, also beim Pferd von innen nach außen.
BEDENKE! immer innerhalb der Linie messen, das ist vor allem wichtig, wenn du einen Stift mit dicker Mine benutzt hast (Edding zum Beispiel), sonst kann dein Ergebnis verfälscht werden.
So wird die Länge ermittelt
Jetzt ziehst du eine Linie von dem äußersten Punkt des rechten Eckstrebenwinkels zum äußersten Punkt des linken Eckstrebenwinkels. Auf dieser Linie fällst du ein Lot zur Zehenspitze. Diese Länge wird dann gemessen. Für alle, denen der Geometrieunterricht nicht mehr so präsent ist 😉, füge ich noch eine Zeichnung hinzu.
ACHTUNG! Du kannst davon ausgehen, dass dein Pferd verschiedene Größen für Vorder- und Hinterhufe benötigen wird – im schlimmsten Fall kann es sogar sein, dass es vier unterschiedlich große Hufschuhe benötigt. Das ist ganz normal, und deshalb kann man die meisten Modelle auch einzeln kaufen.
MERKE! Wichtig ist, dass der Schuh gut sitzt und auch zu dir passt: der beste Schuh nützt nichts, wenn du mit seiner Handhabung nicht zurechtkommst und du ihn deshalb nicht benutzt.